Dachwandeln

14Juli2020

Salut! 

Ich habe unglaublich lange nicht gebloggt und dabei ist so viel passiert. Erst das Confinement und dann die letzten 1,5 Monate. Wie sicherlich alle mitbekommen haben kam das Corona-Virus nach Europa und natürlich war ist auch Frankreich betroffen. Ich habe einige Freundinnen, die in der Quarantänezeit Frankreich verlassen und zurück in ihre Heimatländer gegangen sind. Ich gehöre nicht dazu. Als das Virus im März ausbrach, beschlossen meine Gasteltern in die Provence zu fahren und dort die anstehende Quarantäne zu verbringen. Ich kam mit und verbrachte elf Wochen in dem wunderschönen Landhaus. Ich hatte online Sprachschule mit Zoom-Telefonaten. Wir machten Wanderungen und ich verbrachte einen Großteil der Zeit im Pool oder auf Wanderungen. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Ich arbeite 40 Stunden die Woche, hatte etwas zu tun und war nicht allein.

Kurz bevor das alles losging, kam mein Freund noch zu Besuch nach Paris und das Wochenende davor Freundinnen aus Deutschland. Es war schön, dass sie noch kommen konnten, nur Tage später wurden nämlich die Grenzen gesperrt. Schon verrückt, wie schnell dann auch alles ging.

Ende Mai ging es dann endlich zurück nach Paris. Ich will mich gar nicht beklagen. Ich bin, wie gesagt, sehr dankbar für die Zeit in der Provence, aber nach 11 Wochen kompletter Isolation ohne Gleichaltrige war ich schon früh wieder nach Hause zurück zu können. Denn das war und ist Paris inzwischen für mich. Mein Zuhause.

Tja und dann kam der 30. Mai und ich lernte Flora und Solva kennen. Mit meinen Freunden von vorher war es die Wochen schon schwierig geworden, darum war ich eigentlich ganz froh Paris für eine Weile zu verlassen. Ich habe immer noch eine positive Beziehung mit ihnen, aber wir haben irgendwie komplett den Kontakt verloren. Ich habe nie ganz verstanden, wie und warum das passiert ist, aber so ist das vielleicht manchmal im Leben. Manche Menschen kommen und gehen und andere bleiben. Es war nur schade, weil ich wirklich gehofft hatte, dass diese Mädchen bleiben. Ich war sehr traurig in der Zeit.

Als ich wieder nach Paris zurück gekommen bin, haben wir uns zwar noch ein-, zweimal getroffen, aber irgendwie war es seltsam. Vielleicht war es aber auch für etwas gut. Ich verabredete mich nämlich mit Marlene, einem Mädchen aus meiner Sprachschule, mit der ich mich ein paar mal unterhalten hatte und die im gleichen Stadtteil wie Solva wohnte.

Solva hatte ich ganz am Anfang meiner Zeit in Paris kennengelernt, weil sie das Pré-Rentrée-Angebot meiner Sprachschule mit mir wahrgenommen hat. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und waren auch einmal zusammen einen Kaffee trinken. Als dann der eigentliche Unterricht begann kamen wir aber in unterschiedliche Kurse (ich versuchte sogar noch zu wechseln, aber das ging leider nicht) und so verloren wir uns ein bisschen aus den Augen. Wir begegneten uns manchmal in den Gängen und sagten uns  "Hallo", aber wir trafen uns nicht mehr. Jeder hatte auch so seine Freundesgruppe.

Da Solva aber mit Marlene befreundet war schlug ich Marlene vor, sie solle doch Solva mitbringen, wenn wir uns trafen. Tja und so begann das dann alles. Marlene brachte aber nicht nur Solva mit, sondern auch Flora und daraus entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft.

Bei dem Treffen picknickten wir alle zusammen an der Seine und genossen den Beginn des Sommers in Paris.

Wir lernten später auch noch einige französische Freunde von Flora kennen, von denen eine später zu meiner Nachmieterin werden sollte.

Den Abend verbrachten wir dann an einem ganz besonders magischen Ort. Es war eins der besten Wochenenden meines Lebens und ich hätte nie gedacht, dass man an einem Wochenende so viele Erinnerungen sammeln kann.

Und die Abenteuer setzten sich fort. Wir picknickten unterm Eiffelturm und lernten Salsa tanzen vorm Pantheon, Solva und ich fuhren nach Giverny zum Haus von Monet (wunderschön, wirklich einen Besuch wert!!), ich färbte meine Haare blond, wir machten Pizza und lernten so viele neue Menschen kennen.

Solva und Flora sind Menschen, die bleiben. Das weiß ich sicher.

Jetzt sitze ich im Zug in die Provence. Es ist der französische Nationalfeiertag, aber viel hab ich nicht davon mitgekriegt. Ich habe eine langes Wochenende mit weiteren Abenteuern hinter mir, von denen ich vielleicht ein anderes Mal erzähle.

Ich schreibe das alles, weil dies das letzte Wochenende mit meinen beiden Mädels war. Solva fährt nächstes Wochenende zurück nach Deutschland und ich bin jetzt erstmal wieder für neun Tage in der Provence.

Flora bleibt zum Glück noch eine Weile, aber Solva wird halt fehlen.

Ich war letzte Woche schon in der Provence, allerdings nicht alleine, sondern mit Lou. Lou arbeitet als Nanny für die Schwester von meinem Gastvater. Dadurch haben wir uns kennengelernt und die letzten Wochen sehr viel Zeit zusammen im Luxembourg verbracht, während die Kids gemeinsam Fußball gespielt haben.

Lou ist Französin und super cool. Sie studiert Politikwissenschaften und arbeitet, um einen Teil der Miete für das Chambre de Bonne, das ihr JMs Schwester zur Verfügung stellt, zu bezahlen. Eine weitere Freundin, von der ich hoffe, dass sie bleibt.

Die Zeit in der Provence mit ihr war sehr angenehm. So war es tatsächlich sehr viel einfacher die wilde Bande zu zähmen.

Ich werde jetzt nochmal neun Tage weg sein und dann gemeinsam mit meiner Gastfamilie am 23. zurück kommen. Die Kids haben inzwischen Ferien, aber wir müssen bald zurück nach Paris, weil der große Umzug ansteht. Meine Gastfamilie zieht nämlich Anfang August in die USA. Deshalb wird mein Zimmer auch vermietet. Ab dem 02. August ist meine Au-pair-Zeit dann also zu Ende. Ich bleibe allerdings noch die beiden ersten Augustwochen in Paris. In der zweiten Woche kommen meine Eltern dann und bleiben eine Woche. Eigentlich wollten sie, wie auch meine besten Freunde aus Deutschland, in den vergangenen Monaten schon kommen. Das fiel dann aber leider aufgrund der Corona-Situation aus. Meine Eltern können das aber ja jetzt glücklicherweise nachholen. Sie kommen den weiten Weg mit dem Auto und nehmen mich dann mit nach Deutschland. So kann ich mein ganzes Zeug einfacher transportieren.

Und dann geht ein neues Abenteuer los. Unibewerbungen habe ich in den vergangen Wochen fleißig geschrieben. Mal sehen, was dabei rauskommt. Ich bin gespannt!

À bientôt!

Lena